GALANTERIE & VERFLOSSENHEIT

Rezension zu «Eremit des Friedens» von Juhani Aho

Juhani Aho, einer der Wegbereiter des finnischen Realismus, wird noch heute in einem Atemzug zusammen mit Minna Canth oder Aleksis Kivi genannt. Also einer der Großen der finnischen Literaturgeschichte. Indes ist sein Werk «Der Eremit des Friedens» ,1916 erschienen, nur ein dünnes Büchlein.

Marc Eric Mitzscherling

11. März 2025﹒Wien

Juhani Aho, einer der Wegbereiter des finnischen Realismus, wird noch heute in einem Atemzug zusammen mit Minna Canth oder Aleksis Kivi genannt. Also einer der Großen der finnischen Literaturgeschichte.

Indes ist sein Werk «Der Eremit des Friedens» ,1916 erschienen, nur ein dünnes Büchlein. Seit zwei Jahren tobte bereits der Erste Weltkrieg und die entsprechenden Parallelen sind auch Buch nicht zu übersehen: in der auf prosaischer Ebene eher seichten, ja minimalistischen Handlung, berichtet ein finnischer Landsmann aus Ichperspektive von seinen sommerlichen Erlebnissen verpflanzt in ein grünes Idyll irgendwo in den Tälern der österreichischen Alpen. So weit, wie das blaue Himmelszelt über die schneebedeckten Gipfel gespannt ist, sind auch die Herzen und Ideen, die die Menschen bewegen. Gesprochen wird vom Weltfrieden, vom tausendjährigen Reich, dem Weltverkehr. Das Ideal dieser Anschauungen wird gewissermaßen im Eremit des Friedens verkörpert, welcher in eben jenen Gipfel lebt und zu welchem die vor allem jungen Menschen pilgern, um in ihrer Begeisterung bestätigt zu werden. Bis der Krieg kommt.

Es ist bezeichnend, dass Passagen des Werks bereits zeitgenössisch im noch russischen Großfürstentum Finnland zensiert wurden. Umso größer der Gewinn, dass das Werk nun gerade jetzt erscheint. Gleich einem Spiegel derzeitiger gesellschaftlicher, politischer und sozialer Tendenzen: Einerseits beschwört man Brüder- und Schwesterlichkeit, während andererseits aufgerüstet, ja bereits Waffen gegeneinander gerichtet werden.

Der von Gabriele Schrey-Vasara übersetzte Text dient weniger als Prosa, denn als pazifistischer Essay. Gerade zu Anfang liefert Aho gestochene Bilder, ehe zum Ende hin der Inhalt zunehmend verwässert und daher an Dinglichkeit einbüßt. Letztlich bleibt der jedoch zentrale Imperativ des Buches: Der Weltfrieden «wird nicht Wirklichkeit, wenn niemand daran glaubt … seine Verwirklichung beginnt, sobald auch nur einer daran glaubt.»

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Aho, Juhani: Der Eremit des Friedens. Rauhan erakko. Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara. Braumüllerverlag 2024. 128 Seiten.978-3-99200-371-6, 22,00€