GALANTERIE & VERFLOSSENHEIT

Demolierte IBM Kugelköpfe einer Selectric II wiederverwenden

Sicherlich jeder IBM Selectric Nutzer kennt das Problem: die Kugelköpfe (Schreibelemente) sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Umso ärgerlicher ist es dann eine «kaputte Schrift» in den Händen zu halten - ohne Aussicht auf eine neue Chance.

Marc Eric Mitzscherling

08. September 2018﹒Dresden

Vor allen Dingen die Köpfe aus den 60er- und 70er- Jahren mit Chrom-Plastik-Verschlüssen sind es, die gerne den Geist aufgeben. Auch IBM bekam das mit, und gestaltete in den 70ern für die Selectric II Kugelköpfe vollumfänglich aus Kunststoff, die wenigstens zum Vorgängermodell einen Kompromiss bildeten. Aber die Kugelköpfe der ersten Maschinen aus den 50ern (Selectric I) mit dem unkaputtbaren Metallmechanismus kehrten nicht mehr zurück.

Die ASA OCR demoliert und mit besagtem Chrom-Kunststoff-Verschluss

Wie kann man nun also so einen toten Kugelkopf wieder auferstehen lassen? Das habe ich mich auch gefragt, nachdem einer meiner Schriften den Geist aufgab. Nach langer Recherche bin ich, wie schon so oft, in der amerikanische Hemisphäre und deren Reparaturfilialen auf eine Lösung gestoßen. Die dort aufgeführte Methode geben einen guten Kompromiss ab – weshalb ich hier die bestmögliche Variante auch noch einmal für alle schreibbegeisterten Typisten aufführe. Wobei nicht garantiert wird, dass das ganze auch einwandfrei funktioniert; man sollte es einfach nur als einen Versuch ansehen, dem alten Kugelkopf noch einmal eine neue Chance zu geben…

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Zuerst gilt es, den beschädigten Kugelkopf von allerlei Kunststoff zu befreien. Also: die Kappe des Kopfes muss weg. Das geht am besten mit einer spitzen Zange. Merken Sie sich bevor Sie das Cover ganz entfernt haben, auf welche Position der Pfeil zeigte, damit Sie den Kugelkopf später auch wieder richtig aufsetzen können. Bei der IBM Selectric ist dies standartmäßig das kleine «z» und bei einem IBM Composer das kleine «s». Auch wichtig: um welche Schriftart handelt es sich? Jetzt im Moment mögen Sie sich noch entsinnen, aber besser ist es sich dies einfach noch auf dem Kopf oder an sicherer Stelle zu notieren.

Am Ende sollte der Kugelkopf, wie auf den folgenden Bildern aussehen. Dabei wichtig: die Klemme bzw. Feder, die sich unter dem Kunststoffkappe des Kopfes verbarg, darf auf keinen Fall abhanden kommen!

IBM Kugelkopf vom Kunststoff befreit (mit der dazugehörigen Feder)

Nun folgt der Teil, bei dem sich entscheidet, ob dieses «Experimentchen» auch in Zukunft mit der Schreibmaschine selbst funktionieren wird: stecken Sie einfach, wie bisher, den Kugelkopf auf das dazugehörige Gegenstück in Ihrer Selectric. Dabei ist darauf zu achten, das der Kugelkopf in die richtige Richtung (bei der Selectric mit dem kleinen «z» zur Walze gerichtet) eingesetzt ist.

Das kappenlose Schreibelement wieder richtig in die Maschine eingesetzt

Und nun müssen wir manuell den Kopf mit der Feder sichern. An dieser Stelle wird sich zeigen, wie praktikabel diese Lösung für Sie sein wird: ob die Feder ohne Probleme angebracht werden kann oder sich irgendwo verhakt; ob der Kugelkopf fest und richtig sitzt oder rutscht und die Zeichen nur halb auf das Papier bringt. Bei mir gibt es auch einen Problemkopf, der immer wieder das Farbband zum reißen bringt, daher ist an dieser Stelle besondere Vorsicht und besonderes Feingefühl geboten.

Der Kugelkopf mit der Feder behelfsmäßg fixiert

Wenn Sie nun die Maschine einschalten und der Kugelkopf ohne Probleme alles zu Papier bringt, haben Sie Ihre Schriftart retten können. Wenn nicht: es war ein Versucht wert. Heben Sie sich den Kugelkopf dann trotzdem noch auf. Diese Dinger sind heutzutage doch recht teuer und man weiß nie, was sich noch für Möglichkeiten ergeben.