GALANTERIE & VERFLOSSENHEIT

Miszelle: Die Nationalromatik als Grundstein der finnischen Kunst

Auch wenn Finnland heute ein unabhängiges und eigenständiges Land ist, dauerte es noch bis ins 19. Jahrhundert, bis sich der nordische Staat als vormaliges russisch-zaristisches Großfürsten etablieren konnte. So nicht nur aus politischer Sicht, sondern auch auf dem Gebiet der Kunst.

Marc Eric Mitzscherling

22. Januar 2020﹒Greifswald

Es dauerte lange, bis sich in Finnland bzw. auf finnischem Gebiet eine eigenständige Kunst und ein individueller Stil in den bildenden Künsten ausprägte. Der aufstrebende Nationalitätsgedanke - in Finnland zum Teil auch in der sogenannten Nationalromatik manifestiert - bildet das Goldene Zeitalter einer eigenständigen Kunst in Finnland, welches im Zeitraum von 1880 und 1910 eingeordnet wird. Bis anhin hatte sich die bildende Kunst zum großen Teil nur in Kirchengemälden darstellen können. Doch mit der Nationalromatik und dem nationalen Erwachen im Großfürstentum Finnland etablierten sich erste finnische oder finnlandschwedische Künstler, die am ersten Höhepunkt der finnischen Kunst - der Weltausstellung 1900 in Paris - global Anerkennung fanden.

Die Werke dieses Zeitraumes lassen sich im klassischen Realismus, dem Naturalismus, Symbolsimus, Impressionismus, Expressionismus und Fauvismus verorten – bedienen sich also dem breiten Tableau der Stilrichtungen des ausgehenden 19. und des frühen 20. Jahrhunderts.

Zu den klassischen Realisten der Zeit zählt beispielsweise Albert Edelfelt (1854–1905), welcher sich besonders Historienthemen widmete. Später finden jedoch auch Alltagsthemen und Stimmungen aus Land und Natur von Edelfelt Beachtung.
Anfangs auch dem klassischen Realismus zugetan war Akseli Gallen-Kallela (1865–1931). Doch später war es derselbe, welcher heute als Begründer und Alleskönner der modernen Kunst in Finnland gilt. Gallen-Kallela verewigte sich vor allen Dingen mit seinen Motiven aus dem finnischen Nationalepos Kalevala, die noch heute Buchcover der Ausgaben zieren und dessen Werke heute beispielsweise auch zum Interior der Suomen Pankki (finnische Bank) zählen.

«Lemminkäisen Äiti» – eines der populärsten Motive aus dem Nationalepos Kalevala von Akseli Gallen-Kallela.

Zum Höhepunkt der frühen finnischen Kunstentwicklung zählt, wie Eingangs erwähnt, die Weltausstellung in Paris im Jahr 1900. Denn Finnland darf zu diesem Großereignis als Teil des russischen Zarenreiches mit einem eigenen Pavillon einen Beitrag darbieten. Akseli Gallen-Kallela ist für den Entwurf des finnischen Pavillions zuständig und schafft es Finnland das erste Mal stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Mit diesen Künstlern und Möglichkeiten sich als eigenständige Einheit des zaristischen Russlands präsentieren zu können, sind die Grundsteine der Kunst in Finnland gelegt.
Heute gilt Finnland als einer Vorreiter auf dem Gebiet der modernen Kunst. Museen, wie das Kiasma oder Amos Rex, können mit dem Moma und der Tate Gallery weltweit mithalten und bekommen heute noch einiges an Aufmerksamkeit.